von Szczecin nach Kolobrzeg der Sonne entgegen...


[von Biggi]
...gestern hatten wir Wojciec persönlich kennengelernt, den Veranstalter des 147 Ultramarathon´s.
Über E-Mail Kontakt hatte er sich schon ganz viel um uns gekümmert und uns bei unserer Idee, nach dem Zieleinlauf in Kolobrzeg im Sanatorium San noch 3 Tage Urlaub zu machen sehr geholfen.
Sprache ist nicht wirklich ein Problem, aber es war schon sehr hilfreich, dass Wojciec extra mit uns ein seperates Meeting machen wollte am Vortag des Laufes.
Wir bekamen von ihm ein Garmin-Navi und viele Informationen zum Roadbook.
Laut Ausschreibung waren  6 VP`s eingerichtet an denen es 1,5l Wasser und etwas zu essen gab.
Am Lauftag wurden wir extra von ihm abgeholt und durften bei ihm und seiner Familie die Zeit bis zum Start verbringen.
Um 15 Uhr fanden wir uns am Orla Bialego ein.
Wir hatten noch 3 Stunden bis zum Start. Auf dem kleinen Platz fanden sich nach und nach die Läufer und Wanderer ein. Im Restaurant gegenüber konnten  wir uns in den Sanitären anlagen noch umziehen und frisch machen für unseren langen Weg nach Kolobrzeg.
Sascha und ich hatten 2 Drobbags abgegeben, jeweils mit Schuhen, einer Cola, Sanitätszeug und Socken, der 3. Drobbag war unsere Tasche für den Urlaub!
Heute war es richtig heiß, seit Wochen hatten wir in Deutschland auf die Sonne gewartet und jetzt lachte sie uns entgegen. Da wir nun wussten, das der erste VP nach Km 30 kommen sollte, tranken wir soviel wir konnten vor dem Start.
Auf dem kleinen Platz herrschte kameradschaftliche Atmosphäre, wir machten Fotos, kamen ins Gespräch (mit Händen und Füssen). Wir hatten alle nur ein Ziel: Ankommen!
Endlich um 17.45 stellte sich Wojciec auf den Geländewagen um das Briefing vorzunehmen. Um 18Uhr wurden wir vom Ertönen der Vuvuzela auf die Strecke gelassen.
Zwei Footballspieler liefen voran um uns aus der Stadt zu lotsen bis zur Brücke. Von dort an war jeder auf sich allein gestellt. Das Läuferfeld gab mächtig gas und zog sich schon recht schnell auseinander.
Die Sonne brannte gnadenlos auf uns herab, Sascha und ich versuchten in unsere gewohnte Ruhe zurückzufinden und in gemäßigtem Tempo die Strecke anzugehen.
Bei etwa 10Km war außerplanmässig ein VP mit Wasser und Iso aufgebaut.
Jede menge Streckenposten wiesen uns den Weg, die Wegmarkierungen durch Schilder und Pfeile waren optimal zu finden. Langsam liefen wir in den Abend hinein Richtung Sowno unseren 1.VP.
Dort gab es leckere Suppe, Würste, Wasser, Bier, etc.soviel wir mochten!!
Sascha und ich machten dort ausgiebig Pause und stärkten uns für die Nacht. Mit Stirnlampe vollem Trinkrucksack und noch vollerem Bauch, machten wir uns aus den Weg zum 2. VP in Maszewo der uns bei Km 47 erwartete.
Langsam spulten wir unsere KM runter. Stundenlang gab es ein überholen und überholt werden von den selben Läufern.
Unterwegs beschlossen wir in Maszewo nur unsere Getränke aus den Drobbag zu nehmen und dann zügig weiterzulaufen. Auch hier gab es auch wieder jede Menge an Getränken und süsse Teilchen!
So machten wir uns wieder auf in die Nacht zu unserem 3.VP in Novogard.
Die Morgendämmerung setzte schon kurz nach 4Uhr ein. Jetzt zeigte sich uns die aufwachende Natur und endlich konnten wir die Stirnlampen wieder einpacken. Mit der aufwachenden Natur wurden allerdings auch die Moskitos wach und ihnen ging es wie uns : sie waren durstig!!!
Endlich in Novogard angekommen, machten wir Sockenwechsel. Zu unserer Überaschung hatten wir viel Sand in den Schuhen, und was uns bisher als frisch und angenehm im Schuh vorkam wurde nun zum Superpeeling. Ich wusch und puderte meine Füsse bevor ich sie wieder in meine Sandschuhe steckte. Die Mädchen am VP machten uns heisses Wasser für Brühe, es gab wieder süsse Teilchen und Getränke zum auffüllen. Hier waren einige Isomatten ausgebreitet und der ein oder andere Läufer machte dort ein kurzes Schläfchen.
Die hälfte war fast geschafft, also ging es weiter. Der nächste VP war in Ploty auf Km 90,5 und dort wollten Sascha und ich endlich mal ein Bier trinken.
Unterwegs überholten wir dann doch einige Läufer, wir waren auf gutem Kurs bisher konnten wir mit einer Ankunftzeit von  ca 21Std rechnen.
Bei VP 4 angekommen, kauften wir uns ein Bierchen und zogen direkt weiter. Bei Km 93 verfransten wir uns etwas. Ich hatte schon mein Roadbook gezückt um wieder auf Kurs zu kommen, als an derselben Stelle 2 andere Läufer das gleiche Problem hatten. Acht Augen versuchten nun herauszufinden wo die Füsse hinsollten. Relativ schnell hatten wir aber wieder unsere gewohnte Beschilderung gefunden und es konnte weitergehen.
Mit zunehmendem Tag bruzzelte die Sonne auf uns runter und die Moskitos waren nicht mehr abzuschütteln. Langsam lösste sich auch die gepeelte Haut von den Füssen. Nach einem ordentlichen Schluck Wodka fingen Sascha und ich an unsere Füsse zu verarzten.
Wir hatten in Brojce unser 2. Drobbag mit Schuhen deponiert und dort auch reichlich Pflaster und Socken, also nix wie dorthin. Vor lauter Sorge um meine Füsse und Schuhwechsel hatte ich dann irgendwie verpeilt, mich ordentlich mit Wasser zu versorgen.
Bei km 112 ging meine Uhr aus. Bei Sascha spielte das GPS verrückt und er hatte plötzlich über 300km auf der Uhr.
Wir merkten, das wir nun durch ständiges verarzten der Füsse und dehydrierung nur noch langsam vom Fleck kamen. Vor uns war kein Läufer in Sicht und von hinten kam auch keiner mehr!
Bei Vp6 in Byszewo (128,2km) bekamen wir Tee, Iso, Wasser. Wir tankten erstmal richtig auf. Hier gab es eine Riesenwasserschüssel zum erfrischen, was wir auch taten!
Noch 18,80Km!!
So schnell wir konnten brachen wir wieder auf. Bisher war nur eine Frau hier vorbeigekommen, war meine Info von den Mädels am VP....
Ich wollte nun unbedingt im Zeitlimit ankommen!
Ohne unsere Kilometerangabe auf der Uhr, wurde es dann doch recht schwierig die Zeit einzuschätzen. Als wir noch 2 Std bis Cut off hatten, waren wir sicher das es noch 14 Km oder mehr wären, also völlig ausgeschlossen in unserer Verfassung in Limit zu bleiben.
Plötzlich fuhr uns Wojciech mit seinem Geländewagen entgegen. Erfreut uns hier zu sehen sagte er uns das wir ja nur noch 10 Km vor uns hätten und er von uns erwartet das wir pünktlich im Sanatoium ankommen!
Kein Stop mehr für verarzten oder was auch immer, jetzt ziehen wir durch!
Also wieder weiter so schnell es eben ging. Ich setzte meine Geheimwaffe ein... Fassnachtsmusik
hinter mir war Sascha nun auch am singen... Uns war klar, wir machen heute ´ne Punktlandung mit Einlauf von knapp 24 Std.
Kurz vor Ortseingang überholte uns ein Läufer. Hier wurde es kniffelig, die Strecke führte über Kreisel und Zebrastreifen. Ich hatte irgendwie abgespeichert, das ich irgendwo am Meer entlang zum Ziel kommen würde. Mit dem Roadboock in der Hand und fast schon am aufgeben, fuhr der Landrover von 147 ultra an uns vorbei und hielt urplötzlich an.
Wojciech sprang aus dem Wagen und zeigte uns die Richtung. Ich fing an zu rennen wie blöd und Wojciech lief mit mir um mir die Strasse freizumachen, er gegleitete mich über unzählige Zebrastreifen " jetzt noch 1Km dann links rein zum Sanatorium und lauf" ich hole jetzt Sascha...
Ich lief nun als wäre der Teufel hinter mir her, vor mir tauchte der Läufer auf, der uns vorher überholt hatte. Wir liefen zusammen die Treppen zur Reception ins Sanatorium hinauf..Ich bin da! Ich bin im Limit! Es ist geschafft!! Nachdem ich in der Liste aufgenommen war, bin ich raus um nach Sascha zu sehen.
Eine Minute nach mir kam auch er angerannt um zu finishen.
Noch bevor wir die Medallie und die Urkunde bekamen, hatte man uns schon das erste Bier gezapft!!!
Oh wunderbare Welt, wir sind da, wir haben Urlaub und wo ist das Meer!
Wir hatten noch eine viertel Stunde Zeit bis es zur Siegerehrung ging, hier waren sie, die wirklichen Helden, in grandioser Zeit kamen die 3 ersten Männer ins Ziel!

Alle Läufer konnten hier noch Abendessen und sich in einem seperaten Raum hinlegen und ausschlafen. Wir checkten in unser Zimmer ein und feierten bei Bier und Wodka mit einigen Läufern an der Bar.
Tags drauf wurden die Wanderer erwartet und gebührend gefeiert.
Alles in Allem haben von  53 gemeldeten Läufern 33 das Ziel im Limit erreicht
und von 27 gemeldeten Wanderern kamen 14 an.
[Ergebnisliste]
[Bilder]




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